Skip to content

Würstchen im Schlafrock: Zwischen Heimat und Neuanfang

Von: Franziska Gerneth

Wenn Ben Fiedler von Würstchen im Schlafrock erzählt, geht es für ihn nicht nur ums Essen, sondern um Heimat und Neuanfang. Geboren 1991 in Rathenow, Ostdeutschland, als Sohn eines mosambikanischen Vertragsarbeiters und einer deutschen Mutter, wuchs er zunächst in einem Kinderheim in Brandenburg auf. Mit vier Jahren wurde er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Westdeutschland gebracht und dort adoptiert. 

Ben Fiedlers Geschichte beginnt mit einer Beziehung, die in der DDR nicht vorgesehen war: Bens Mutter war Deutsche, sein Vater mosambikanischer Vertragsarbeiter. Zwischen Mosambik und der DDR gab es einen Freundschaftsvertrag, der Arbeiter*innen und Studierende ins Land brachte. Und auch wenn es offiziell in der DDR keinen Rassismus gab, waren Beziehungen wie die zwischen Ben Fiedlers Eltern unerwünscht. 

Zwar betonte die DDR die Freundschaft zu den Vertragsstaaten, hatte aber kein Interesse an einer echten Integration: Vertragsarbeiter*innen sollten vor allem dem herrschenden Arbeitskräftemangel entgegenwirken, nicht dauerhaft Teil der Gesellschaft werden. Freundschaften und Liebesbeziehungen zwischen ausländischen Beschäftigten und Einheimischen galten für den Staat als riskant, weil sie Einblicke in nicht-konforme Lebensweisen gaben. Und trotzdem entstanden solche Beziehungen immer wieder.

Kurz nachdem Ben Fiedlers Mutter schwanger wurde, fiel die Mauer. Während dies für Millionen Ostdeutsche plötzlich neue Freiheit bedeutete, war es für Vertragsarbeiter*innen genau umgekehrt: Sie verloren ihre Arbeit und mussten das Land verlassen. Bens Vater wurde 1990 nach Mosambik abgeschoben – hinein in ein bürgerkriegführendes Land. Sein Schicksal teilt er mit rund 17.000 weiteren Mosambikaner*innen, die in der DDR gearbeitet haben. 

Für Ben bedeutete das: Er durfte seinen Vater nie kennenlernen. Schätzungsweise 2.000 Kinder von mosambikanischen Vertragsarbeiter*innen gibt es in Deutschland, Kontakt zu ihren Eltern besteht selten – Ben ist also kein Einzelfall.

Ben selbst erlebte in der Nachwendezeit den Wechsel vom Kinderheim in Brandenburg in eine westdeutsche Adoptivfamilie. Mit vier Jahren wurde er nach Hildesheim gebracht. Würstchen im Schlafrock waren das erste, das es im westdeutschen Kindergarten zu Essen gab. Für Ben schmeckten sie dort sogar besser als im Osten. 

Heute beschreibt er seine Kindheit als sehr glücklich. Mit 13 Jahren machte er eine klassische Gesangsausbildung. Die Leidenschaft zur Musik prägt Ben bis heute. Die Musik, sagt er, sei für ihn eine Brücke zu seinen Wurzeln. Dass er dadurch später einmal bundesweit bekannt werden würde, hätte sich Ben Fiedler als Kind nie erträumen lassen. Heute ist er durch seine Teilnahme an der TV-Show “The Voice of Germany” national bekannt.

 

Rund 17.000 Mosambikaner*innen arbeiteten 1979–1990 als Vertragsarbeiter*innen in der DDR. Ein Teil ihres Lohns wurde einbehalten – mit dem Versprechen, dass sie ihn nach ihrer Rückkehr in Mosambik ausgezahlt bekommen. Tatsächlich wurde das Geld mit Mosambiks Schulden bei der DDR verrechnet – ohne das Wissen der Arbeiter*innen. 1992 überwies die Bundesrepublik 75 Millionen D-Mark an Mosambik, um die Löhne auszuzahlen. Das Geld ging jedoch in den korrupten Strukturen Mosambiks verloren. Von den ehemaligen Vertragsarbeiter*innen sind inzwischen etwa 5.000 verstorben. Die anderen warten noch immer auf ihr Geld.

Vegane Würstchen im Schlafrock von Ana Romas

Portionen

10

servings

Zutaten

  • 1 Paket Blätterteig

  • 10 Würstchen (bei mir veggie Wiener)

  • etwas Paprika- oder Tomatenmark, optional

  • Kümmel zum Bestreuen

  • Salzwasser zum Bestreichen

  • Ketchup und/oder Senf zum Servieren

Anweisungen

  • Den Blätterteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausbreiten. Den Teig in 10 Rechtecke schneiden, etwas größer als die Würstchen. Oder in gleichmäßige Streifen, falls ein Wickelmuster gewünscht ist.
  • Bei Wunsch jedes Würstchen dünn mit Paprika- oder Tomatenmark bestreichen. In je ein Teigrechteck oder -streifen wickeln, die Enden gut andrücken, damit sie geschlossen sind.
  • Die eingewickelten Würstchen auf ein leicht befeuchtetes Backblech legen und mit Salzwasser bestreichen. Nach Belieben mit Kümmel bestreuen.
  • Im vorgeheizten Ofen bei 180 °C (Umluft: 160 °C) etwa 20 Minuten backen, bis der Blätterteig goldbraun und knusprig ist. 
  • Heiß oder warm servieren, dazu Ketchup und/oder Senf reichen.

Das könnte dich auch interessieren