Buchteln mit Vanillesoße: Comfort Food in einem autoritären Staat
Von: Isabelle Schwab
Comfort Food – das braucht jeder von uns mal im Leben. Für Jörg Stiehler waren es die Buchteln mit Vanillesoße, die es in der Schulkantine gab. Damals, in der DDR. Weil alles drum herum, die Regeln, die Überwachung, das System, das wusste er schon als Teenager, passte ihm überhaupt nicht. 1989 gelang ihm dann die Flucht. Nur Wochen danach geschah das für ihn Undenkbare.
Jörg Stiehler lebte in den 80er-Jahren zusammen mit seiner Mutter in Dresden. Damals wurde die Region um Dresden auch sarkastisch das “Tal der Ahnungslosen” genannt. Denn hier konnte man auf Grund der geografischen Entfernung zum Westen lange kein Westfernsehen empfangen. Es fehlte also eine wichtige Informationsquelle, die unabhängig von der machthabenden Sozialistischen Einheitspartei (SED) agierte.
Dennoch wusste Stiehler, dass das Leben im Westen in seinen Augen besser war: Durch seine Westverwandschaft. Sie kam ab und zu zu Besuch, brachte begehrte Westwaren mit, wie Jeans oder Limonade und erzählte von den Freiheiten und Reisemöglichkeiten, die es im Westen gab. Währenddessen herrschte in der DDR Mangel an allen Ecken und Enden. “In der Vanillesoße zu den Buchteln”, erzählt Stiehler, “war zum Beispiel ganz sicher keine echte Vanille.” Und Reisen durfte man Ostdeutscher nur in sozialistische Bruderstaaten. Die Strengen Regeln, das militärische Gebaren in der Schule und das System erdrückten Stiehler.
Schon mit 14 Jahren – so erzählt Jörg Stiehler es heute – fasste er darum den Entschluss, die DDR so schnell wie möglich zu verlassen. Zwei Jahre später, Stiehler war 16 Jahre alt, schien die Lage so günstig wie nie.
Im Sommer 1989 öffnete Ungarn die Grenze Richtung Österreich. Der “Eiserne Vorhang” der bisher die Grenze zwischen dem sozialistischen Ungarn und kapitalistischen Österreich fest verschlossen hielt, hatte Löcher bekommen. Und ausgerechnet ein Picknick hat den dünnen Stoff zerrissen: Oppositionelle in Ungarn hatten am 19. August ein paneuropäischen Picknick organisiert. Die Grenze zwischen Österreich und Ungarn sollte dafür für drei Stunden symbolisch geöffnet werden. “Nicht auf dem Schirm” hatten die Organisator*innen, dass zur selben Zeit viele Ostdeutsche ihren Sommerurlaub in Ungarn verbrachten. Die erfuhren ebenfalls davon. Über 600 Ostdeutsche flohen an diesem Tag durch die geöffneten Grenztore.
Einen Monat später, am 11. September, öffnete Ungarn die Grenzen komplett. Die Flucht nach Westdeutschland schien so einfach wie nie.
Davon erfuhr auch die Familie Stiehler über das Westfernsehen, da sie seit wenigen Monaten in Dresden empfangen konnten. Am 17. Oktober 1989 bestiegen Jörg Stiehler und seine Mutter den Zug Richtung Budapest. Angst hatten sie noch immer. Denn Ausreisen durfte man offiziell nicht. Wenn sie von der Staatssicherheit (Stasi) erwischt worden wären, wären sie womöglich im Gefängnis gelandet.
Doch sie hatten Glück. Alles lief gut. Mit einem Reisebus fuhren sie nach Österreich. Über die Radionachrichten erfuhren sie dann, dass Egon Krenz den bisherigen Vorsitzenden der machthabenden Sozialistischen Einheitspartei (SED) Erich Honecker ablösen würde. “Jetzt wird es richtig schlimm in der DDR”, dachte sich Jörg Stiehler und war heilfroh, geflüchtet zu sein.
Doch es kam ganz anders: wenige Wochen darauf, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer. Stiehler konnte es nicht glauben. Er sah die Bilder im Fernsehen, die feiernden Menschen und dachte: Das kann nicht von Dauer sein. Und doch: Die Mauer blieb offen. Deutschland wurde wieder vereint. “Ein Glücksfall der Geschichte”, wie er heute sagt.
8
servings500 g Weizenmehl (Type 405)
80 g Zucker
1 TL Zitronenabrieb
1 Prise Salz
250 ml lauwarme Milch
½ Würfel frische Hefe
½ TL Vanilleextrakt
80 g weiche Butter
2 Eigelbe (Gr. M)
Etwas Butter für die Form
2 TL Puderzucker
½ Vanilleschote
500 ml Milch
60 g Zucker
2 EL Vanillepuddingpulver
1 Eigelb (Gr. M)
50 g Sahne