Von: Franziska Gerneth
Für Martina Blankenfeld ist Steckrübensuppe mehr als nur ein Essen. Sie steht für Geschmack, Geborgenheit und die Wärme bei ihrer Oma. Für das Gegenteil von dem, was sie in der sogenannten Tripperburg erlebt hat – einer geschlossenen Station, in die sie mit 15 Jahren zwangseingewiesen wurde. Das Essen dort war fad und grau – genau wie die Zeit, die sie dort verbringen musste.
Schon mit 15 lernte Martina Blankenfeld die harte Realität der DDR-Zwangseinrichtungen kennen: Gegen ihren Willen wurde sie in eine als venerologische Station bekannte Einrichtung in Berlin-Buch gebracht. Offiziell sollten dort vermeintliche Geschlechtskrankheiten „behandelt“ werden. In Wahrheit war es ein Ort, an dem Mädchen ab 12 Jahren, die nicht ins sozialistische Ideal passten, eingesperrt, kontrolliert und diszipliniert wurden.
Insgesamt elf solcher geschlossenen Stationen gab es in der DDR. Einweisungsgründe waren oft willkürlich: „Herumtreiberei“, „Arbeitsbummelei“ oder „Unzuverlässigkeit“ reichten aus. Nur ein Bruchteil hatte tatsächlich eine Geschlechtskrankheit. Anders als in der BRD, wo ähnliche Einrichtungen nach und nach geschlossen wurden, existierten sie in der DDR weiterhin mit zusätzlichem „erzieherischem Auftrag“.
Martina Blankenfeld landete dort nach einem Suizidversuch – ein Hilferuf. Sterben wollte sie auf keinen Fall. Doch statt Unterstützung zu bekommen, musste sie Zwangsuntersuchungen und Willkür ertragen.
Das Essen spiegelte das raue Klima der Einrichtung: Suppen wurden mit Mehl angedickt, über vieles kam Essig und Bino – die ostdeutsche Antwort auf Maggi. Fleisch gab es zwar in Form von Sauer- oder Schweinebraten, doch am Ende schmeckte alles gleich – fade, monoton und wenig nahrhaft.
Ihren offiziellen Einweisungsgrund sollte Martina Blankenfeld erst später erfahren: Sie wäre Teil einer „negativen Freizeitgruppe“ und würde durch ihr „massives Fehlverhalten“ ihre Umgebung gefährden. Zusätzlich hatte ein Polizist behauptet, die junge Martina öfter in der Nähe des Arbeiterwohnheims gesehen zu haben und schloss daraus auf häufig wechselnde sexuelle Kontakte.
Nach ihrer Entlassung aus der Tripperburg verbrachte Martina Blankenfeld die Jahre bis zur Volljährigkeit in verschiedenen Heimen. Zu ihrer psychisch labilen Mutter wollte und konnte sie nicht zurück. Nach dem Fall der Mauer arbeitete sie im sozialen Bereich und nutzte 2012 eine Entschädigung aus dem Fonds Heimerziehung, um sich berufsbegleitend zur Theaterpädagogin ausbilden zu lassen.
Heute setzt sich Martina Blankenfeld dafür ein, dass das Gebäude der ehemaligen Station in Berlin-Buch eine Gedenktafel bekommt. Das Projekt wurde im ersten Schritt bereits angenommen – ein wichtiger Schritt, um an die Schicksale der Mädchen und jungen Frauen zu erinnern.
4
servings1 kg Steckrüben
500 g Kartoffeln
2 Knoblauchzehen
1 Lorbeerblatt
1,5 Liter kräftige Gemüsebrühe (ggf. mehr)
1 TL Majoran, getrocknet
1 Prise Zucker
Salz und Pfeffer
2 EL Butter oder Pflanzenöl
1 EL Mehl
optional: 150 g Räuchertofu oder geräucherte Seitanwürfel
optional: 2–3 vegane grobe Würstchen
1–2 EL Sojasauce oder Misopaste