Von: Isabelle Schwab
Miriam Menzels Mutter war noch ein Kleinkind, als sie im Kinderwagen auf Würsten saß und ganz, ganz still sein sollte. Menzels Urgroßmutter wollte möglichst unauffällig die Grenze überqueren. Damit sie die Würste in Westberlin gegen begehrte Westwaren tauschen konnte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Berlin in vier Sektoren geteilt: Den amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen. Die vier Siegermächte hatten damals das ganze Land aufgeteilt. Gemeinsam wollten die Alliierten Deutschland entnazifizieren und verhindern, dass sich zu viel Macht an einem Ort konzentriert. Als die Spannungen zwischen Ost und West, kommunistischer Sowjetunion und kapitalistischem Westen, immer offensichtlicher wurden, wurde Berlin zum Symbol für die deutsche Teilung.
Bevor die Berliner Mauer ab 1961 die Stadt zerschnitt, waren die Sektorengrenzen auch eine Gelegenheit für lukrative Schmuggelgeschäfte. Die ganzen 45 Kilometer Grenzgebiet waren mit Maschendrahtzaun und Kontrollpunkten versehen und doch gelang es keiner der alliierten Mächte, sie lückenlos zu überwachen.
Die Westdeutschen brachten Zigaretten, Kaffee oder Westgeld in den Osten. Ostdeutsche boten Lebensmittel oder Dienstleistungen als Gegenleistung an. Besonders lohnte sich der Handel mit geschmuggeltem Gold, welches im Westen günstig eingekauft wurde und im Osten mit erheblichen Gewinn verkauft wurde.
Schmuggeln wurde zum “Volkssport”. Geschmuggelt wurde mit dem Fahrrad, im Zug, in der Straßenbahn, versteckt im Auto oder zu Fuß. Und auch die Urgroßmutter von Miriam Menzel ließ sich etwas Schlaues einfallen: Im Kinderwagen schmuggelte sie Würste in den Westen. Dort handelte sie mit einer befreundeten Familie. Menzels Mutter erinnert sich an Bananen und Schokoladen, die sie als Gegenleistung für die Würste bekamen. Die sollten die damals Vierjährige für ihr Stillschweigen belohnen. Wahrscheinlich ist, dass die Wurstwaren auch gegen Strümpfe, Kaffee und andere Westwaren getauscht wurden.
Die Nachfrage nach Westprodukten wie Parfüm, Technik oder Zeitschriften war in Ostberlin riesig. Der Schwarzmarkt florierte besonders auf Märkten und in Kneipen nahe der Grenze. Wer Glück hatte, kannte jemanden in Westberlin, tauschte Westzigaretten gegen Ostspirituosen oder Antiquitäten.
Durch den Schmuggel entgingen der DDR Steuern und Devisen. Darum wurden die Kontrollen intensiviert und die Strafen für Schmuggel verschärft. Doch das trieb die Menschen nur an, kreativer zu werden. Denn der Schmuggel war mehr als ein kriminelles Geschäft – für viele Ostberliner*innen ein Überlebensmittel, um dringend benötigte Waren zu erhalten. Wie ein steter Strom durchzog er die Stadt, prägte Nachbarschaften und brachte Ost und West immer wieder zusammen. Ab 1961 wurde der Schmuggel durch den Bau der Berliner Mauer beinahe komplett gestoppt. Doch die Kreativität, die die Berliner beim Schmuggeln gezeigt hatten, suchte sich neue Wege: Es wurden zum Beispiel Tunnel gebaut, um Menschen die Flucht von Ost nach West zu ermöglichen. Und so blieben die beiden Deutschland während der Teilung im Verborgenen immer verbunden.
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Portionen500 g Makkaroni-Nudeln
1 große Zwiebel
150 g vegane Wurst (z. B. Räucher-Tofu-Wurst oder Seitanwurst als Jagdwurst-Ersatz)
125 g vegane Butter oder Margarine
2 EL Mehl
2 EL Tomatenmark
½ Flasche Tomatenketchup
250 ml Wasser
2 TL Salz
etwas Pfeffer
1 TL Zucker